Historisches zum GRV (1895-1945)

Die Geschichte des GRV begann im Jahre 1895, als 15 Primaner und Sekundaner (Jahrgänge 10-13) aus dem damals schon vorhandenen Gymnasialen Turnverein starkes Ruderinteresse bekundeten und sich mit der Bitte, ihnen einen Geldbetrag zu spenden, direkt an den Kaiser wandten, der dem Sport sehr zugeneigt war und ihn in jeder Hinsicht unterstützte. Schon wenige Jahre zuvor hatte er per Erlass das Schülerrudern als förderbar empfohlen.

Das hatte sicherlich Sinn: Rudern war anerkannt als Mittel zur „Erziehung zur Mäßigung“ sowie „körperlich durch hervorragende Kräftigung der gesamten Muskulatur und der Lunge als auch geistig und sittlich durch Förderung der Energie, Aufmerksamkeit, durch freiwillige Unterordnung Kameradschaftlichkeit im edlen Sinne; einigermaßen auch durch Fernhaltung von alkoholischen Exzessen“.

Vor allem aber war doch eine körperlich kräftige Jugend später für den Kriegsdienst besser geeignet, eine Investition „lohnte“ sich also. Vielleicht zeigte sich der Kaiser aus diesem Grund hocherfreut und spendete die für damalige Zeiten beachtliche Summe von 2000 Mark den Schülern am königlich-preußischen Gymnasium zu Bonn.

Dieses eigenmächtige Verhalten wurde nicht, wie man eventuell annehmen könnte, begrüßt, sondern zunächst größtenteils scharf kritisiert. Bald erkannte man jedoch die Vorzüge eines Schüler-Rudervereins am Gymnasium, und der als großzügig und liberal geltende Direktor Geheimrat Dr. Contzen willigte ein. Der GRV war gegründet.

 

Erster Protektor der Schülerruderer wurde der Mathematik- und Turnlehrer Professor Fürchtjohann, der das Amt viele Jahre „mit größtem Verständnis für die Jugend geführt“ habe, „ohne die Selbstständigkeit des Schülervereins zu beschneiden“. Im Jahre seiner Gründung war von 128 Fahrten mit 1074,5 Ruderkilometern die Rede. Es gab sogar eine Vereinsinterne Regatta, auf der 3 Vierer starteten.

 

Es war nicht der erste reine Schüler-Verein in Deutschland, 24 andere Vereine verschiedenster Sportarten waren schneller. Wohl aber war der GRV einer der ersten Schüler-Ruder-Vereine in Deutschland. Der älteste ist der Rendsburger Primaner-Ruderclub von 1880. In Bonn gab es zu jener Zeit schon den Bonner Ruderverein (BRV) von 1882, und den Akademischen Ruderclub Rhenus (ARC Rhenus) von 1890, bei dem der GRV in den ersten Jahren sehr viel Unterstützung fand, dessen Steg und Boote er mitbenutzen durfte und dessen alte Boote er übernahm.

1899 dann richtete der 31 Mitglieder zählende Verein sein eigenes, schwimmendes Bootshaus ein. Ein Jahr zuvor war die erste Bonner Rheinbrücke fertiggestellt worden, die nun Bonn und Beuel verband. Transporte der Boote an höhergelegene Ziele, sodass man nur flussabwärts fahren musste, waren zu dieser Zeit nicht denkbar - so fanden die ersten mehrtägigen Exkursionen von Bonn aus den Rhein hinauf bis nach Bingen und wieder hinunter statt. Man befuhr auch die Mosel bis nach Frankreich hinein.

 

Bis 1901 fuhr der GRV unter dem oben dargestellten Stander. Erst in diesem Jahr begannen die Verhältnisse im GRV richtig Gestalt anzunehmen. Der Verein gab sich eine Satzung, einen neuen Stander, auch die GRV-Hymne ("Frisch auf, die Boote klargemacht") wurde zu dieser Zeit verfasst. In der Satzung hieß es zum Zweck des Vereins:

"§1 Der Ruderverein am königlichen Gymnasium zu Bonn ist eine freundschlaftliche Vereinigung von Schülern, die ihren Mitgliedern die Gelegenheit bieten will, sich durch Pflege regelrechten Ruderns nach geistiger Arbeit zu erfrischen und körperlich zu kräftigen."

"§2 Der Verein bezweckt ferner die Förderung von Disziplin und ehrenhafter Gesinnung unter seinen Mitgliedern".
Wer dabei sein wollte, musste Sekundaner oder Primaner sein (d.h. Klasse 10, Jahrgangsstufe 11, 12 oder 13) und versprach "den Pflichten der Schule gewissenhaft nachzukommen, einer verbotenen Schülervereinigung nicht anzugehören" und "in eine solche, solange er dem Verein angehört, nicht einzutreten." Auf dem Gebiet des Ruderns wurden bahnbrechende Erfindungen gemacht, wie der rollende Sitz und drehbare Dollen, die in den 5 vereinseigenen Booten sogar teilweise vorhanden, aber zunächst den älteren Ruderern vorbehalten waren, denn die Ausbildungssitten zu dieser Zeit sind ohne jeglichen Vergleich: Nach neun Monaten ohne Rollsitze wurde man durch ein Ritual feierlich in den Kreis der „Rollsitz-Ruderer" aufgenommen. Dieses Ritual umfasste eine "Burschen-Taufe", gefolgt von 12 Schlägen mit dem Riemenblatt auf den Allerwertesten, der Ansprache des Ruderwartes und einer erneuten Taufe in der Sieg.

Nachdem einige Schüler vom städtischen Gymnasium (heute Ernst-Moritz-Arndt Gymnasium) beim GRV ins Rudern hineingeschnuppert und die Sportart erlernt hatten, gründen Fritsch, Bergbohm, Cosack und Küster 1906 den Gymnasial Ruderclub. Vielleicht angeregt durch die Vereinsgründungen der letzten Jahre gründete sich 1909 der Ruderverein am Pädagogium in Godesberg. Zu dieser Zeit wurden auch erste Regattasiege in Neuwied und Essen eingefahren, obwohl der Verein bis dahin eher Freizeit- und Wanderruderorientiert war. Einen Stammtisch besaß der GRV ebenfalls, und zwar in der Kneipe "Em decke Dume" in der Rheingasse. Besonders hervorhebenswert ist ein Ereignis aus diesem Jahre, als ein Nachen auf Höhe der heutigen Südbrücke gekentert war und die königlichen Ruderer "eine Dame und drei Herren" aus dem Strom retteten.

 

Das Vereinsleben blühte, das spiegelt sich auch in den Mitgliederzahlen von 1914 wieder: 28 Ruderer, diverse Gäste, darunter auch ein Franzose, ein Belgier und ein Engländer, besuchen den GRv. Es gab auch einen Altherren-Verband mit rund 140 Mitgliedern. 10 eigene Boote nannte der Verein in diesem Jahr sein Eigen, 819 Fahrten mit 4046 Mannschaftskilometern und einige erfolgreiche Regatta-Mannschaften sind bekannt. Doch dann brach der erste Weltkrieg aus und viele Altherren wie Schulabgänger melden sich in der damals herrschenden Euphorie freiwillig zum Kriegsdienst. An Rudern war nicht mehr zu denken, und 1918, nach Kriegsende, wurde das ganze Ausmaß der Spuren, die der Krieg hinterlassen hatte, sichtbar. Stellvertretend für die gefallenen GRVler und alten Herren sei an die Ruderwarte der Jahre 1904/5 Karl Hasslacher und Hans Schunck erinnert.

 

Das vormals königlich-preußische Gymnasium wird nach "Helmholtz-Gymnasium" umbenannt. Einigen Ruderbegeisterten aktiven ist es zu verdanken, dass schon 1919 der Ruderbetrieb wieder aufgenommen werden konnte und Fahrten zum Nonnenwerth und zur Siegmündung sich großer Beliebtheit erfreuten. Bei diesem Engagement ist es kein Wunder, dass schon 1924 der Wiederaufbau des GRV gelungen war: Vier Vierer, zwei Zweier und zwei Paddelboote bildeten die neue Flotte des GRV, mit der er auf 591 Fahrten 5470 KM erruderte. 1925 folgte eine erneute umbenennung zu "Beethoven-Gymnasium", wie unsere Schule auch bis heute noch heißt. Ein GRVler, Fritz Streck, wurde 1926 und 1927 Deutscher Meister. Von 1950 - 1971 war er stellvertretender Vorsitzender des BRV und noch 1979 ruderte er auf einer 180 KM langen Wanderfahrt mit. Ebenfalls 1927 konnten andere Mitglieder des GRV auf diversen Regatten in Köln, Godesberg, Neuwied, Essen, Duisburg und in Bonn selbst Auszeichnungen erlangen. 1928 lag der Gesamtkilometerstand bei 14440, 30 Mitglieder hatten ihn auf 662 Fahrten errudert. Zum 37. Stiftungsfest im Jahre 1932 konnte ein neues Boot getauft werden.

 

Dann, am 30. Januar 1933, übernahm Hitler die Macht in Deutschland und begann sogleich mit der Gleichschaltung von allem Föderalistischen, Demokratischen und überhaupt allem Selbstständigen im Deutschen Reich. Der Deutsche Ruderverband (DRV), die Dachorganisation aller deutschen Rudervereine, und der Westdeutsche Schülerruderverband, dem der GRV seit dessen Gründung im Jahre 1921 angehörte, ließen sich leider nur allzugern zu einem Instrument der Nationalsozialisten machen. Bis zum 15.Juli 1933 mußten die Schüler- und Jugendabteilungen der Vereine durch diese Dachverbände dem Reichsjugendführer gemeldet werden. Zwischen Ihnen und dem Hitlerjugend-Oberkommando West kam es 1934 zu einem Abkommen, demzufolge jeder Schülerruderer der HJ beizutreten hatte. In dem Abkommen, das am 1. Mai 1934 in Kraft trat heißt es unter anderem: "Die Satzungen sind nach dem Führerprinzip aufzubauen Der örtliche HJ-Führer hat das disziplinäre Aufsichtsrecht." Dies bedeutete nicht, das der "Führer" automatisch Mitglied der NSDAP war. Der vom Verein vorgeschlagene "Führer" bedurfte jedoch einer Bestätigung, wodurch die Ausschaltung unerwünschter Kandidaten von vornherein gesichert wurde. Der Führer hatte das Privileg, alle Posten mit Kandidaten seiner Wahl zu besetzen, Mitglieder ihrer Ämter zu entheben oder auszuschließen. Das bedeutete einen grundlegenden Eingriff in die demokratische Organisationsform der Vereine. Mit der Einführung einer verbindlichen Einheitssatzung für alle Vereine wurde der Durchgriff des Reichssportführers in alle Vereine innerhalb nur eines Jahres durchgesetzt. Des weiteren war "jeder sich bei der Übung befindliche Ruderer von den körperlichen Übungen der HJ befreit", das hieß von den wöchentlichen Turn- und Sportstunden, größeren Aufmärschen und Geländeübungen, nicht aber von den wöchentlichen Schulungsabenden, Apellen und außergewöhnlichen Veranstaltungen. Außerdem galt "Jedes Übungsrudern [...] als Dienst und ist entsprechend aufzuziehen". In kluger und beispielloser Voraussicht, klüger als die meisten Erwachsenen, entzog sich der Verein auf seiner Vollversammlung durch Selbstauflösung dem Zugriff durch die Nazis. Die beiden anderen Schülerrudervereine, der GRC und der RVPG lösten sich er 1937, als die Regelungen ein weiteres Mal verschärft wurden, auf. Die Alten Herren traten unter dem Vorsitzenden Albert Koch allesamt in den BRV von 1882 über, ihr nicht gerade kleines Barvermögen wurde zum Ausbau des BRV-Bootshauses genutzt. Noch lange Zeit trug ein Vierer des BRV den Namen "Albert Koch".

 

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